Liebe Uroma, wie geht es weiter ?

 

Demografischer Wandel

Die klassische Kernfamilie wird bis 2030 weiter an Bedeutung verlieren und von alternativen, instabileren Lebensformen abgelöst. Der demografische Wandel stellt das vorherrschende kulturelle Jugendparadigma auf den gesellschaftlichen Prüfstand. Anstelle des gesellschaftlichen Jugendwahns können Ideale und Werte treten, die dem Selbstverständnis der Best Ager (über 50) oder der Generation Silber (über 60) besser entsprechen. Bürgerproteste gehen neuerdings von älteren, sehr aktiven und oft gut situierten Menschen aus. Die globale Kommunikation und Mobilität zusammen mit weltanschaulichen Veränderungen führen zu einer Verbreitung global empathischer Wertemuster in der Gesellschaft und insbesondere bei jüngeren Menschen (VDI & ISI, 2014).

Die Rolle der Frauen

Ein zentraler Megatrend sind Frauen, die global als Beschleunigerinnen und Pionierinnen in Schlüsselbereichen der Daseinsvorsorge auftreten (VDI & ISI, 2014). Frauen dringen zunehmend in männlich dominierte Arbeitsbereiche und Führungspositionen vor, wobei sie stärkeren Wert auf sozial-ökologisches Wirtschaften legen (Röhr, 2013). Mit steigenden Beschäftigungszahlen und höheren Einkommen spielen Kaufentscheidungen von Frauen eine immer größere Rolle. Sie zeigen ein anderes Mobilitäts- und Energiekonsumverhalten als Männer (UBA, 2014b; Zukunftsinstitut, 2015). Auch der Ernährungs- und Gesundheitsbereich wird durch den „female shift“ beeinflusst: Frauen fragen häufiger ökologische und regionale Nahrungsmittel nach, kaufen mehr Obst und Gemüse und sind zudem häufiger Vegetarierinnen (GfK, 2012).

Ernährungstrends

Nach der Zukunftsstudie von Nestlé (2015) wird es 2030  mehrere parallele Entwicklungen im Bereich Ernährung geben: Die Menschen kochen seltener zu Hause, kochen wird zum gemeinschaftlichen Event und das Essen in der Gemeinschaft wird wichtiger. Zukünftige Ernährungsgewohnheiten werden von gut ausgebildeten und überwiegend berufstätigen Frauen gestaltet (Alter 40 bis 59). Das Thema Gesundheit wird unsere Ernährung maßgeblich beeinflussen. Neue Technologien machen es möglich, dass Essen personalisiert und individuell auf das eigene Gesundheitsprofil zugeschnitten wird. 2030 können Insekten und Algen als Proteinlieferanten hierzulande gegessen werden, allerdings in Form bekannter Speisen. Während Lebensmittel überwiegend online gekauft werden, profiliert sich der Einzelhandel durch Spezialisierung und Beratung.

Für die nächsten zehn Jahre identifiziert das Zukunftsinstitut (2015) folgende Ernährungstrends: Den Flexitariern gehört die Zukunft. Sie essen deutlich weniger Fleisch und Wurst, dafür mehr Gemüse und Getreideprodukte. Urbanes Gärtnern als starker Food-Trend hat viel Potenzial für den Lebensmittelhandel, die Gastronomie, städtische Architektur und Privathaushalte (z.B. supermarktintegrierte Gemüsegewächshäuser, Aquaponik auf Dächern). Immer mehr Supermärkte öffnen ihr Sortiment für „Misfits“ (Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern). Neue Ratgeber und Kochbücher animieren zu einem anderen Umgang mit Essensresten und jenen Teilen von Fleisch und Gemüse, die bisher im Abfall landeten.

Konsumverhalten

Lebensqualität, qualitatives Wachstum und nachhaltiger Wohlstand sind global wichtige normative, zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Trends bis 2030. Der Diskurs über Wachstumsalternativen wird weiter an Bedeutung gewinnen (VDI & ISI, 2014). Mit den negativen Folgen des Massenkonsums in westlichen Industrieländern hinterfragen immer mehr Menschen den ökologischen und auch den sozialen „Fußabdruck“ ihrer Aktivitäten. Konsumkritik und konsumleichtere Lebensstile nehmen zu, eine Suffizienzdebatte wird geführt (VDI & ISI, 2014). Werbung wird noch stärker als bisher mit „Sinn“ aufgeladen durch eine Verknüpfung des Produkts mit Sozial- oder Umweltversprechen, Vorbildern oder durch die Suggestion eines „einzig wahren“ Lebensstils. Konsum hat einen zunehmend Status gebenden Einfluss. Werbung wird digitalisiert und personalisiert; die Konsumbedürfnisse werden immer häufiger online befriedigt (UBA, 2014b).

 

Quelle: Auszug aus Kursbuch Agrarwende 2050 – ökologisierte Landwirtschaft , Seite 23