„Rund gehts“ auf den Spuren unserer Reste
Wie aus Abfällen wertvolle Rohstoffe werden
Es geht rund in der österreichischen Abfallwirtschaft: Im Rahmen der Bewusstseinskampagne ‘RUND GEHT’S“ wird der Bevölkerung gezeigt, dass aus Abfällen wichtige Rohstoffe für neue Produkte gewonnen werden können. Jährlich fallen in Österreich mehr als 57 Millionen Tonnen an Abfällen an. Allein vier Millionen Tonnen in Form von Sperrmüll, Elektroaltgeräten, Verpackungen & Co werden aus Haushalten gesammelt, weitere mehr als 22 Millionen Tonnen Abfälle haben ebenfalls ein enormes Recyclingpotential. Denn: Abfälle sind ein wichtiger Rohstoff und das wird jetzt auch der österreichischen Bevölkerung bewusst gemacht.
Aus diesem Grund wurde mit allen wichtigen Akteuren der heimischen Abfallwirtschaft die Kampagne ‘Rund Geht’s“ entwickelt. Diese folgt den Spuren unserer Reste und holt die vielfältigen Kreisläufe vor den Vorhang: Wussten Sie, dass aus Altpapier neues Papier produziert wird? Wahrscheinlich schon. Aber wie sieht’s mit folgenden Beispielen aus: aus Elektroaltgeräten wird sogar Gold und Silber für Schmuck gewonnen, Kunststoffverpackungen werden zu Granulaten für Gartenmöbel oder Stöckel von High Heels und Eisen aus Autowracks finden sich in Windradstehern wieder! ‘Rund Geht’s“ zeigt genau diese vielfältigen Wege – was mit den Resten des Alltags passiert, nachdem man sie entsorgt hat. Und zwar anhand von bekannten und weniger bekannten Good-Practice Beispielen sowie interessanten ReUse-Projekten. Dadurch wird das Sammelengagement der heimischen Bevölkerung bestärkt.
Ins Leben gerufen wurde die Kampagne vom Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) gemeinsam mit zahlreichen Akteuren der Abfallwirtschaft, den Bundesländern, den Abfallverbänden, BMLFUW, WKÖ u.v.a. Bis heute unterstützen über 50 Partner die Kampagne.
Auf der neuen Website www.rundgehts.at können Herr und Frau Österreicher Schritt für Schritt den Weg des Abfalls sehen und bekommen einen Einblick, was und wie viel noch daraus gewonnen werden kann. Zudem gibt es viele Infos, Zahlen und Fakten zur heimischen Abfallwirtschaft und welche Maßnahmen gesetzt werden, damit aus dem Abfall von heute schon Morgen ein neues Produkt entsteht.
Jedes Beispiel ist immer so aufgebaut, dass detailliert erklärt wird, wie der Abfall X in ein neues Produkt Y fließt. Anhand des Kreislaufs ‘Vom Elektroaltgerät zum Schmuckstück“ gestaltet sich das inhaltlich beispielsweise folgendermaßen: jährlich werden österreichweit 82.400 Tonnen Elektroaltgeräte in kommunalen oder gewerblichen Sammelstellen gesammelt. Von dort werden sie zu speziellen Verwertungsanlagen gebracht, wo sie im ersten Schritt zerschlagen werden. Im Schredder wird der Elektronikschrott dann weiter zerkleinert und Eisenmetalle mittels Magneten ausgeschieden. Das restliche Material kommt in ein Schüttelsieb, wodurch Nichteisenmetalle herausgesiebt werden. Diese Nichteisenmetalle – wie beispielsweise Kupfer, Gold oder Silber – können dann wieder eingeschmolzen und zum Beispiel in Schmuckstücken verarbeitet werden.
Der Kreislauf ‘Von Joghurtbechern & Co zu Damenschuhabsätzen“ wird wie folgt dargestellt: Aus Altstoffsammelzentren kommen Joghurtbecher, Pflanztöpfe & Co. zu speziellen Aufbereitungsanlagen, wo sie gereinigt und sortenrein getrennt werden. In einem sogenannten ‘Extrusionsverfahren“ werden die Kunststoffteile zerkleinert und im weiteren Verarbeitungsschritt eingeschmolzen, wodurch Kunststoffgranulate entstehen. Diese können dann wieder aufgeschmolzen und in die gewünschte Form gepresst werden. Da Kunststoffgranulate sehr robust sind, eignen sie sich gut für Stöckel von Damenschuhen oder auch als Gartenmöbel. Neben dem Webauftritt wurden auch frische Werbesujets zu verschiedenen Sammelfraktionen, Online-Banner, Infofolder u.v.m. entwickelt sowie eine Facebook-Seite www.facebook.com/rundgehts aufgesetzt, um die ÖsterreicherInnen auch im Social Media-Kosmos mit allen News zu versorgen.
Startschuss mit Eyecatcher auf öffentlichen Plätzen
Zum Start der Kampagne wurden auffällige Medienaktionen in verschiedenen Städten Österreichs, wie Graz oder Innsbruck, inszeniert. Den BewohnerInnen wird dabei hautnah vermittelt, was durch Wiederverwertung alles möglich ist und wie sich die Recyclingkreisläufe schließen. Den Auftakt markierte Graz anlässlich der Abfallwirtschaftstagung am 10. Mai 2017 zum Thema Kunstoffabfälle, wo mit einer Kunstinstallation im öffentlichen Raum – einer Pyramide aus Kunstoffabfällen beim Eisernen Tor in der Herrengasse und Schuhen aus Joghurtbechern in den Auslagen zahlreicher Geschäfte auf die Kampagne aufmerksam gemacht wurde. In Innsbruck wurde gemeinsam mit zahlreichen Tiroler Unternehmen und Akteuren das Thema Kupfer ausgewählt – mit einer Installation eines Kabelsalats auf der Innbrücke wurde darauf aufmerksam gemacht, dass auch aus alten Kupferkabeln viele neue Produkte entstehen können, wie zum Beispiel für Münzen, Elektrogeräte oder historische Dächer. Begleitet wurden beide Medienaktionen mit einem Facebook-Gewinnspiel und attraktiven Preisen. Zudem sind noch weitere Aktionen in Landeshauptstädten in Planung.
Zahlen & Fakten
Das Abfallaufkommen Österreichs lag im Jahr 2015 bei rd. 59,76 Millionen Tonnen – 57,10 Millionen Tonnen Primärabfälle und 2,66 Millionen Tonnen an Sekundärabfällen (diese resultieren aus der Behandlung von Primärabfällen). Zu Primärabfällen zählen zum Beispiel Sperrmüll, Aushubsmaterial, Biogene Abfälle, u.v.m. 4,2 Millionen Tonnen davon sind Siedlungsabfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen – das entspricht 482 Kilogramm Abfall pro Person und unterteilt sich in 40 % Rest- und Sperrmüll und 60 % getrennte Sammlungen.
Jährlich generiert die kommunale Abfallwirtschaft in den Betrieben und über ihre Zulieferkette eine Wertschöpfung von rund 1,2 Milliarden Euro und sichert knapp 14.800 Arbeitsplätze. Im privaten Sektor arbeiten rund 25.000 Österreicherinnen und Österreicher und sorgen für eine Wertschöpfung von ca. 4 Milliarden Euro (Stand: 2014).
Mehr auf der Kampagnen-Seite: www.rundgehts.at
Liebe Uroma, wie geht es weiter ?
Demografischer Wandel
Die klassische Kernfamilie wird bis 2030 weiter an Bedeutung verlieren und von alternativen, instabileren Lebensformen abgelöst. Der demografische Wandel stellt das vorherrschende kulturelle Jugendparadigma auf den gesellschaftlichen Prüfstand. Anstelle des gesellschaftlichen Jugendwahns können Ideale und Werte treten, die dem Selbstverständnis der Best Ager (über 50) oder der Generation Silber (über 60) besser entsprechen. Bürgerproteste gehen neuerdings von älteren, sehr aktiven und oft gut situierten Menschen aus. Die globale Kommunikation und Mobilität zusammen mit weltanschaulichen Veränderungen führen zu einer Verbreitung global empathischer Wertemuster in der Gesellschaft und insbesondere bei jüngeren Menschen (VDI & ISI, 2014).
Die Rolle der Frauen
Ein zentraler Megatrend sind Frauen, die global als Beschleunigerinnen und Pionierinnen in Schlüsselbereichen der Daseinsvorsorge auftreten (VDI & ISI, 2014). Frauen dringen zunehmend in männlich dominierte Arbeitsbereiche und Führungspositionen vor, wobei sie stärkeren Wert auf sozial-ökologisches Wirtschaften legen (Röhr, 2013). Mit steigenden Beschäftigungszahlen und höheren Einkommen spielen Kaufentscheidungen von Frauen eine immer größere Rolle. Sie zeigen ein anderes Mobilitäts- und Energiekonsumverhalten als Männer (UBA, 2014b; Zukunftsinstitut, 2015). Auch der Ernährungs- und Gesundheitsbereich wird durch den „female shift“ beeinflusst: Frauen fragen häufiger ökologische und regionale Nahrungsmittel nach, kaufen mehr Obst und Gemüse und sind zudem häufiger Vegetarierinnen (GfK, 2012).
Ernährungstrends
Nach der Zukunftsstudie von Nestlé (2015) wird es 2030 mehrere parallele Entwicklungen im Bereich Ernährung geben: Die Menschen kochen seltener zu Hause, kochen wird zum gemeinschaftlichen Event und das Essen in der Gemeinschaft wird wichtiger. Zukünftige Ernährungsgewohnheiten werden von gut ausgebildeten und überwiegend berufstätigen Frauen gestaltet (Alter 40 bis 59). Das Thema Gesundheit wird unsere Ernährung maßgeblich beeinflussen. Neue Technologien machen es möglich, dass Essen personalisiert und individuell auf das eigene Gesundheitsprofil zugeschnitten wird. 2030 können Insekten und Algen als Proteinlieferanten hierzulande gegessen werden, allerdings in Form bekannter Speisen. Während Lebensmittel überwiegend online gekauft werden, profiliert sich der Einzelhandel durch Spezialisierung und Beratung.
Für die nächsten zehn Jahre identifiziert das Zukunftsinstitut (2015) folgende Ernährungstrends: Den Flexitariern gehört die Zukunft. Sie essen deutlich weniger Fleisch und Wurst, dafür mehr Gemüse und Getreideprodukte. Urbanes Gärtnern als starker Food-Trend hat viel Potenzial für den Lebensmittelhandel, die Gastronomie, städtische Architektur und Privathaushalte (z.B. supermarktintegrierte Gemüsegewächshäuser, Aquaponik auf Dächern). Immer mehr Supermärkte öffnen ihr Sortiment für „Misfits“ (Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern). Neue Ratgeber und Kochbücher animieren zu einem anderen Umgang mit Essensresten und jenen Teilen von Fleisch und Gemüse, die bisher im Abfall landeten.
Konsumverhalten
Lebensqualität, qualitatives Wachstum und nachhaltiger Wohlstand sind global wichtige normative, zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Trends bis 2030. Der Diskurs über Wachstumsalternativen wird weiter an Bedeutung gewinnen (VDI & ISI, 2014). Mit den negativen Folgen des Massenkonsums in westlichen Industrieländern hinterfragen immer mehr Menschen den ökologischen und auch den sozialen „Fußabdruck“ ihrer Aktivitäten. Konsumkritik und konsumleichtere Lebensstile nehmen zu, eine Suffizienzdebatte wird geführt (VDI & ISI, 2014). Werbung wird noch stärker als bisher mit „Sinn“ aufgeladen durch eine Verknüpfung des Produkts mit Sozial- oder Umweltversprechen, Vorbildern oder durch die Suggestion eines „einzig wahren“ Lebensstils. Konsum hat einen zunehmend Status gebenden Einfluss. Werbung wird digitalisiert und personalisiert; die Konsumbedürfnisse werden immer häufiger online befriedigt (UBA, 2014b).
Quelle: Auszug aus Kursbuch Agrarwende 2050 – ökologisierte Landwirtschaft , Seite 23
Augen auf beim Einkauf
Wer den Blick gerne schweifen lässt, läuft Gefahr, im Supermarkt viel mehr zu kaufen, als er eigentlich vorhatte – das ist das Ergebnis einer neuen Studie.
Dass nämlich die individuelle Aufmerksamkeit beim Einkauf eine bedeutende Rolle spielt, weist der Innsbrucker Konsumforscher Mathias Streicher gemeinsam mit Kollegen nun erstmals eindeutig nach.
Wer gerne den Blick schweifen lässt, macht das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch, wenn er durch den Supermarkt spaziert – und bringt dann häufig mehr Einkäufe nach Hause als eigentlich geplant. Das zeigt eine Untersuchung des Innsbrucker Konsumforschers Dr. Mathias Streicher, die er gemeinsam mit seinen Kollegen Oliver Büttner (Universität Duisburg-Essen) und Zachary Estes (Bocconi-Universität, Mailand) durchgeführt hat. „Wir haben uns angesehen, welche Rolle visuelle Aufmerksamkeit bei ungeplanten Einkäufen spielt. Mehrere Studien im Marketing-Bereich legen nahe, dass Konsumenten mehr Spontankäufe tätigen, wenn sie beim Einkaufen auch mehr Produkte erblicken. Dass dabei auch das individuelle Aufmerksamkeits-Verhalten von Einzelnen eine große Rolle spielt, konnten wir jetzt erstmals nachweisen“, erklärt Mathias Streicher.
Aufmerksamkeitstypen
Die Forscher unterscheiden im Wesentlichen zwischen zwei Typen, die ihre Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Aspekte richten: Menschen mit einem engen Fokus achten auf das, was unmittelbar vor ihnen ist, im Supermarkt etwa tendenziell auf die Mitte eines Regals. Breit fokussierte Personen lassen sich leichter ablenken, ihr Blick schweift und sie nehmen mehr von ihrer Umwelt wahr. „Jeder Mensch ist zwar tendenziell der eine oder der andere Typ, aber vieles hängt auch von der jeweiligen Situation ab“, sagt der Konsumforscher. Zum Beispiel führt, um beim Supermarkt-Beispiel zu bleiben, eine Einkaufsliste in der Hand zu einer umsetzungsorientierten Einstellung und der Blick verengt sich – man ist fokussierter.
Nun ist es möglich, die Aufmerksamkeit durch eine einfache visuelle Aufgabe für zumindest kurze Zeit in einen engen oder breiten Zustand zu versetzen, ohne dass das dieser Person bewusst wird („primen“, zum genauen Vorgang siehe unten): „Wir haben Einkäufer vor einem Innsbrucker Supermarkt gefragt, ob sie an unserem Experiment teilnehmen wollen und eine Gruppe dann auf engere und eine auf breitere Aufmerksamkeit geprimt. Das Ergebnis hat uns selbst überrascht: Die mit breiter Aufmerksamkeit geprimten Menschen kamen mit signifikant mehr Spontankäufen aus dem Supermarkt als jene, die eng geprimt waren.“ Im Durchschnitt haben zwar auch die auf enge Aufmerksamkeit geprimten Testpersonen rund 6 Euro für ungeplante Produkte ausgegeben, die breit geprimten allerdings 11 Euro – fast doppelt so viel. „Wir haben die Studie insgesamt zwei Mal wiederholt und das Ergebnis hat sich jedes Mal bestätigt.“ Beim dritten Versuch haben die Forscher die Manipulation (siehe unten) werblicher gestaltet und den Personen auch Schrittzähler mitgegeben: „Die breit geprimte Gruppe im dritten Versuch hat dann wieder mehr Geld für Spontankäufe ausgegeben, hat sich deutlich länger im Supermarkt aufgehalten und die Personen sind dort auch deutlich mehr Schritte gegangen als die aus der eng geprimten Gruppe.“
Neben der Feldstudie haben die Forscher das Experiment auch im Labor durchgeführt, in insgesamt drei Varianten: Eine Studierendengruppe wurde mit Eyetracking-Brillen ausgestattet ebenfalls geprimt in einen Markt geschickt – auch das Eyetracking zeigte, dass sich die Aufmerksamkeit bei den eng geprimten Personen auf das Mittelfeld richtet, während breit geprimte Personen auch die Ränder von Regalen beachten. Bei zwei weiteren Laborversuchen mussten Personen mit Mausklicks auf einem Bild Produkte markieren, die sie kaufen würden bzw. sich Produkte merken – auch hier überlappten das jeweilige Priming und das Klickverhalten deutlich.
Auswirkungen
Diese Erkenntnisse können nun unter anderem für die Behandlung von Zwangsstörungen von Nutzen sein, wie Mathias Streicher erklärt: „Impulskäufe sind für die meisten Menschen etwas zwar Alltägliches, aber nicht schlimm. Für Menschen, die unter Kaufzwang leiden, kann diese Krankheit aber an die Existenzgrundlagen gehen – mit dem Nachweis, dass die individuelle Aufmerksamkeit eine Rolle beim Kaufverhalten spielt, können Therapien darauf ausgerichtet werden, dass Betroffene lernen, ihre Aufmerksamkeit bewusster zu steuern.“ Auf der anderen Seite könnten auch Supermärkte reagieren und ihre Werbung so anpassen, dass Käuferinnen und Käufer ihre Aufmerksamkeit breiter lenken – diese Erkenntnisse also für ihre Werbung und letztlich für die Umsatzsteigerung nutzen. „Uns ist wichtig, diesen Mechanismus aufzuzeigen. Die eigene Aufmerksamkeit spielt bei Impulskäufen eine ganz wesentliche Rolle, viel stärker, als man das vielleicht auch intuitiv vermuten würde. Dieser Tatsache müssen sich Konsumentinnen und Konsumenten bei ihren Einkäufen bewusst sein“, sagt der Konsumforscher.
Die Feldstudie
Vor Besuch des Supermarkts wurden Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Studie vorbereitet: Eine Gruppe musste in rascher Folge auf 20 Folien jeweils den Gegenstand im Zentrum benennen, eine zweite jeweils den Gegenstand in einer der Ecken (siehe Bilder). So wurde ihre visuelle Aufmerksamkeit auf den Mittelpunkt des Blickfelds (erste Gruppe) oder auf die breitere Umgebung (zweite Gruppe) gelenkt. Vor Betreten des Supermarkts wurden die Personen außerdem gefragt, was sie planen, zu kaufen. Jene Gruppe, die mit breiter Aufmerksamkeit in den Supermarkt gegangen ist, kam mit deutlich mehr ungeplanten Einkäufen wieder heraus als die Gruppe, deren Blick auf engere Aufmerksamkeit vorbereitet („geprimt“) wurde. Insgesamt wurde diese Feldstudie drei Mal mit jeweils rund 100 Personen durchgeführt, die Ergebnisse haben sich jedes Mal bestätigt. Beim dritten Versuch wurde den Testpersonen auf den Folien statt willkürlicher Gegenstände echte Waren aus dem Supermarkt gezeigt, außerdem bekamen sie auch einen Schrittzähler mit. Das Ergebnis hier: Die breit geprimten Personen gaben noch mehr Geld aus und sie bewegten sich auch im Supermarkt weiter und blieben länger als die andere Gruppe. Neben der Feldstudie haben die Forscher auch Laborversuche mit weiteren insgesamt 300 Personen durchgeführt, die die Ergebnisse ebenfalls bestätigt haben.
Dieser Artikel ist in der Dezember-Ausgabe des Magazins „wissenswert“ erschienen. Eine digitale Version ist hier zu finden (PDF)
Quelle Universität Innsbruck 2017
Ernaehrung in Tirol – einige Aspekte
Schritt 1: Zusammenhänge erkennen
Es ist nicht egal, wie wir uns ernähren. Was wir einkaufen und was wir essen, hat Einfluss: auf regionale und globale Strukturen, auf Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft – und auf unsere Gesundheit. Was bringt eine nachhaltige Ernährung
Sich nachhaltig ernähren schont die Umwelt
UNO und Weltklimarat IPCC sind sich einig darin, dass die Aktivitäten der reichen Industrieländer verändernd auf die Umwelt wirken [1,2,3]. Unser gesamter Lebensstil – auch unsere Ernährungsweise – sollte daher so gestaltet werden, dass wir diese Entwicklungen nicht weiter verschärfen und den Trend möglichst umkehren:
- zunehmende Schadstoffbelastung der Umwelt
- vermehrte Treibhausgas-Emissionen und steigende Temperaturen
- Zerstörung der Ozonschicht
- globaler Klimawandel
- Waldsterben und Waldschwund durch Abholzung
- Bodenzerstörung durch Erosion, Verdichtung, Versalzung
- Wasserknappheit und Wassermangel
- Artenschwund bei Pflanzen und Tieren, Überfischung der Meere
- Veränderungen der Kulturlandschaft
Ein nachhaltiger Ernährungsstil trägt dazu bei, die Umwelt zu schonen.
Weltweit betrachtet präsentiert sich die Gesundheitssituation in zwei Gewändern. In Entwicklungsländern herrscht Unternährung infolge von Armut und Nahrungsmangel, vielfach mit Todesfolge.
In Industrieländern werden dagegen immer mehr tierische Lebensmittel und stark verarbeitete Erzeugnisse verzehrt. Die Folge: Überernährung, Bewegungsmangel und gesundheitliche Probleme [5] wie Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen und andere.
Nachhaltige Ernährung stützt sich auf eine pflanzenbetonte Mischkost mit frischen, überwiegend gering verarbeiteten Lebensmitteln. Solch eine ausgewogene Ernährung fördert Gesundheit und Genuss.
Schritt 2: Wir haben die Wahl
Etwa 20 % des CO2-Ausstoßes hängen an der Ernährung. Unsere täglichen Verzehrgewohnheiten könnten diesen Anteil reduzieren. Wie geht es konkret, sich gesundheitsförderlich, sozialverträglich und umweltfreundlich zu ernähren.
Unsere Ernährung trägt mit etwa 20 % zum gesamten Treibhausgas-Ausstoß bei. Etwa die Hälfte davon (10 % absolut) stammt aus der landwirtschaftlichen Erzeugung. Hiervon wiederum 85 % allein aus der Produktion tierischer Erzeugnisse [3]. Weniger Fleisch und Wurst zu konsumieren, kann den CO2-Ausstoß deutlich reduzieren.
Die Welternährung sichern
Nachhaltige Ernährung setzt bei der Lebensmittelauswahl auf Regionalität, gute Qualität und einen fairen Preis. Ackerflächen stehen für die Welternährung nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Da tierische Produkte mehr Flächen benötigen bei gleichem Kalorienangebot wie pflanzliche Produkte, sichert eine pflanzenbetonte Mischkost eher die Welternährung als fleischbetonte Kost. Dennoch hat auch die Weidehaltung auf Grünland ihre Berechtigung. Grünland bindet kontinuierlich viel CO2 aus der Atmosphäre und sollte nicht in Ackerland umgewandelt werden, weil dabei große Mengen an CO2 freigesetzt würden. Eine gewisse Menge an Fleisch und Milchprodukten hat auf dem Speiseplan einer nachhaltigen Ernährung durcha
Essen nach der Ernährungspyramide
Die Ernährungspyramide veranschaulicht gut die von der DGE aus Gesundheitsgründen empfohlene pflanzenbetonte Mischkost. Neben kalorienfreien Getränken können die meisten pflanzlichen Lebensmittel reichlich verzehrt werden. Tierische Lebensmittel stehen weiter oben in der Pyramide und sollten mäßig gegessen werden. Die DGE empfiehlt Erwachsenen pro Woche nicht mehr als 300 bis 600 g Fleisch und Wurst (etwa 2 fettarme Fleischmahlzeiten) [4]. Fette und zuckerreiche Produkte stehen ganz oben und sollten nur sparsam verzehrt werden.
Schritt 3: Nachhaltige Landwirtschaft
Eine „Nachhaltige Landwirtschaft“ ist strategisch darauf ausgerichtet, Umweltbelastungen zu vermeiden und die natürlichen Ressourcen zu erhalten. Warum gelingt es dem ökologischen Landbau besonders gut, nachhaltig zu wirtschaften?
Die Landwirtschaft als einer der Akteure innerhalb einer nachhaltigen Ernährung kann zu einer globalen nachhaltigen Entwicklung beitragen.
Eine nachhaltige Landwirtschaft hat sich vor allem diesen vier ökologischen Herausforderungen zu stellen:
- unerwünschte Einträge in Böden und Gewässer (z. B. Stickstoff, Phosphate, Pflanzenbehandlungsmittel)
- unerwünschte Bodenerosion
- Minderung der biologischen Vielfalt
- Klimabelastung durch fossile Energieträger
Von einer nachhaltigen Landwirtschaft wie etwa im ökologischen Landbau profitieren alle: Klima, Böden, Gewässer, Pflanzen, Tiere und Menschen.
Umwelt schonen, Artenvielfalt erhalten
Der ökologische Landbau – als besondere Form einer nachhaltigen Landwirtschaft – verbraucht im Pflanzenbau die Hälfte [1,2,3] bzw. zwei Drittel [4,5] der Primärenergie gegenüber nicht ökologisch wirtschaftenden Betrieben.
Bezogen auf die gleiche Ertragsmenge verursacht er lediglich drei Viertel [2] bis halb so viele [4] Treibhausgase. Dies bewirkt vor allem der Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger, deren Herstellung sehr energieaufwändig [2] ist.
Ökolandbau fördert nachweislich die biologische Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren, was sich positiv auf die natürliche Bodenfruchtbarkeit und die Erosionsneigung auswirkt [1,6]. Auch der Energieeinsatz in der ökologischen Tierhaltung ist geringer [4,7,8].
Dennoch gilt zu beachten: Die Art der Bewirtschaftung kann produktbezogen klimarelevant sein. Die Auswirkungen einer pflanzenbetonten Mischkost gegenüber einseitig fleischbetonter Ernährung sind jedoch größer als die produktbezogenen Auswirkungen.
Faire Wirtschaft
In der Regel bietet der Ökolandbau den Bäuerinnen und Bauern infolge höherer Erlöse eine bessere Existenzsicherung. Und er schafft zusätzliche Arbeitsplätze, durch hohe Arbeitsintensität, Weiterverarbeitung auf dem Hof und Direktvermarktung. 1999 bewirtschafteten in Bayern rund 4.000 Ökobetriebe eine Fläche von rund 60.000 Hektar. Bis 2011 stieg die Anzahl der Biobetriebe auf 6.400, die der bewirtschafteten Ökofläche auf 200.000 Hektar. Insgesamt dagegen sanken die Zahlen der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern im selben Zeitraum: um 30.000 Betriebe und um etwa 100.000 Hektar [12].
Schritt 4: Saisonal und Regional
Seit 1990 haben sich die Lebensmitteltransporte für den deutschen Markt verdoppelt. Durch den Einkauf regional erzeugter und verarbeiteter Produkte und durch den Verzehr saisonaler Produkte können Verbraucher diesen Trend stoppen.
Mit verstärkter Nachfrage nach saisonalen und regionalen Erzeugnissen können Verbraucher unnötige Lebensmitteltransporte vermeiden – global gesehen, aber auch innerhalb Deutschlands.
Saisonale Lebensmittel aus der Region
- stärken die heimische Landwirtschaft
- fördern die regionale Wirtschaftskraft
-
sind frisch und stecken voller guter Inhaltsstoffe
Saisonale und regionale Herkunft bevorzugen
Gemüse und Obst aus beheizten Treibhäuern und Folientunneln setzen bis zu 30mal mehr Treibhausgase pro Kilogramm frei als im Freiland angebaute [1]. Wer beim Einkauf saisonale Produkte aus dem Freiland bevorzugt, hilft Schadstoffemissionen zu vermeiden und fossile Energie einzusparen. Statt „alles zu jeder Zeit“ setzen verantwortungsbewusste Verbraucher auf „saisonal und regional“. Der aid-Saisonkalender für Obst und Gemüse erleichtert die tägliche Einkaufsentscheidung.
2010 wurden doppelt so viele Transporte für Lebensmittel verzeichnet wie noch 1990. Der LKW wird dabei inzwischen am häufigsten genutzt. Pro transportierter Tonne und Kilometer setzen die verschiedenen Transportmittel diese CO2-Emissionen frei: Hochseeschiff 9 Gramm, Binnenschiff 34 Gramm, Bahn 40 Gramm, LKW 135 Gramm, Flugzeug 2.041 Gramm [2,3].
Mit weitem Abstand ist das Flugzeug das Transportmittel mit den meisten freigesetzten Emissionen. Häufig wird es für den Transport leicht verderblicher Lebensmittel genutzt, wie etwa Erdbeeren oder Spargel im Winter oder exotische Früchte. Diese sollten daher möglichst wenig eingekauft werden.
Regional = transparent
Kurze Wege bedeuten überschaubare Strukturen. Sie schaffen Transparenz und Vertrauen für alle Beteiligten. Unerlaubten Praktiken und Lebensmittelskandalen kann so vorgebeugt werden. Regional und saisonal erzeugte Lebensmittel unterliegen den jahreszeitlichen Schwankungen, die Eintönigkeit vermeiden helfen und dafür Vorfreude aufkommen lassen: Vorfreude auf die Erdbeersaison, die Spargelsaison oder die Apfelernte.
Frisch und ausgereift
Jeder weiß, wie intensiv aromatisch reife, frisch geerntete Tomaten schmecken. Tomaten, die unreif gepflückt und lange transportiert werden, erreichen dieses Aroma bei weitem nicht. Saisonale, regionale Früchte und Gemüse können auf dem Feld ausreifen. Deshalb schmecken sie meist besser und sind reicher an lebensnotwendigen und gesundheitsfördernden Substanzen
Schritt 5: gering verarbeitete Lebensmittel bevorzugen
Relativ häufig essen wir heutzutage stark verarbeitete Lebensmittel, Snacks und Süßigkeiten mit hohem Anteil an Fett, Zucker und Salz. Das kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Gering verarbeitete Lebensmittel sind frischer, knackiger und ehrlicher.
Gering verarbeitete Lebensmittel sind ein wichtiger Aspekt von nachhaltiger Ernährung. Davon profitieren Gesundheit, Umwelt, Genuss und Geldbeutel.
Tiefkühlpizza, fertige Backmischungen, Snacks – in unserer beschleunigten Lebens- und Arbeitswelt greifen wir heute immer mehr zu stark verarbeiteten Lebensmitteln. Diese haben häufig nicht nur eine hohe Energiedichte bei gleichzeitig wenigen Ballast- und sekundären Pflanzenstoffen. Sie werden zusätzlich durch Farbstoffe aufgepeppt, durch Konservierungsstoffe haltbar und durch Aromen schmackhaft gemacht. Wer öfter zu gering verarbeitetem, frischem Essen greift, schont Umwelt und Geldbeutel und tut sich selbst was Gutes.
Stark verarbeitet heißt mehr Energieverbrauch
Und was mehr Energie verbraucht, verursacht auch mehr Treibhausgase. Industriell getrocknete Apfelringe benötigen im Vergleich zu frischen Äpfeln 26-mal mehr Energie und verursachen, auf das Kilogramm bezogen, 40-mal mehr Treibhausgase [1]. Tiefgekühlte Pommes schlagen mit bis zu 29-mal mehr CO2-Äquivalenten als frische Kartoffeln zu Buche [2]. Wer gering verarbeitete Lebensmittel kauft, spart zusätzlich in seiner persönlichen Bilanz: Er verbraucht weniger Transportkilometer, weniger Verpackungsmaterial und weniger Wasser [3].
Kochen als sinnliches und soziales Erlebnis
Wer sich, seine Familie oder Freunde kulinarisch überraschen möchte, wird wohl kaum ein Fertiggericht auftischen. Frische und natürliche Lebensmittel sind – gut zubereitet – ein sinnlicher wie auch aromatischer Genuss. Wer selbst anfängt zu kochen, schätzt die landwirtschaftlichen Rohprodukte wieder stärker und schult seine Kochkünste. Gemeinsames Kochen in der Familie oder in der Gruppe kann Spaß machen und wird heute zum Glück vermehrt als soziales Erlebnis wahrgenommen.
Natürlich voller guter Stoffe
In gering verarbeiteten Lebensmitteln steckt meist wenig Fett, Zucker und Salz. Dafür mehr an lebensnotwendigen und gesundheitsfördernden Substanzen wie Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.
Zum Beispiel werden bei der industriellen Herstellung von weißem Mehl die vitamin- und mineralstoffreichen Randschichten und der Keimling weitgehend abgetrennt. Beim Vollkornmehl dagegen wird das ganze Korn vermahlen.
Schritt 6: Fairness
Unsere Lebensmittelpreise sind vergleichsweise niedrig. Häufig spiegeln sie nicht die tatsächlichen Produktions- und Folgekosten wider. Wie steht es in puncto Fairness um die Latte Macchiato, die wir so gerne trinken?
„Fairplay“ gilt nicht nur im Sport, sondern auch beim Essen. Fair bezahlte und fair gehandelte Lebensmittel sind ein wichtiger Baustein der nachhaltigen Ernährung.
Mein Kaffee kommt aus Tansania,
meine Milch aus Bayern,
der Kakao von der Elfenbeinküste
und der Zucker aus Bayern.
Ich unterstütze mit einer Latte Macciato
mindestens vier Bauernfamilien.
Aber nur, wenn ich fair bezahle.
Unsere deutschen, vergleichsweise niedrigen Lebensmittelpreise spiegeln häufig die tatsächlichen Produktions- und Folgekosten nicht wider. Die Folge: Vor allem kleine und mittlere Landwirte, Verarbeiter und Händler können nicht mehr kostendeckend wirtschaften und müssen aufgeben.
Fair und schonend
Die Produktionsbedingungen für anerkannt fairen Handel schreiben gewisse Mindeststandards vor. Nicht nur bei den Preisen, auch beim Umweltschutz. Landwirte und Verarbeiter müssen Auflagen zum Trinkwasserschutz, zu Wiederaufforstungen, zur Abfallbeseitigung und zum Einsatz von Pestiziden einhalten. Häufig werden Produkte aus fairem Handel zudem in Bio-Qualität produziert, was Umwelt und Menschen zusätzlich schont.
Fair und sozial
Über die tägliche Einkaufsentscheidung stimmt jeder einzelne Verbraucher darüber ab, wie und was produziert wird. Faire Erzeugerpreise unterstützen die kleinen und mittleren Betriebe in Deutschland. Diese sichern Arbeitsplätze in der Region und die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln. Entscheiden sich Verbraucher für fair bezahlte Lebensmittel aus regionaler Herkunft, so tragen sie zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft bei.
Erzeuger von fair gehandelten Produkten in Entwicklungsländern haben sich häufig zu Bauerngenossenschaften zusammengeschlossen. Der Mehrpreis, der im fairen Handel bezahlt wird, setzt sich meist aus einem Mindestpreis und diversen Aufschlägen zusammen. Demokratisch entscheiden die beteiligten Landwirte, wie die Mehreinnahmen aus den Aufschlägen eingesetzt werden: in soziale Projekte, Bildungsmaßnahmen, soziale Absicherungssysteme oder Investitionen in die Infrastruktur. Fairer Handel stärkt das Selbstbewusstsein der Bauern und qualifiziert sie. Ausbeuterische Formen der Kinderarbeit schließt der faire Handel aus.
Quellen:
[1] Europäische Kommission: Nachhaltige Energie für Europa. Newsletter, www.sustenergy.org, 2006
[2] Umweltbundesamt: Strommix in Deutschland, www.umweltbundesamt.de, 2009
[3] Umweltbundesamt: Entwicklung der spezifischen Kohlendioxid-Emissionen des deutschen Strommix 1990-2009, www.umweltbundesamt.de, 2011
[1] International Labour Organisation: About child labour. www.ilo.org, 2009
[2] Transfair: Über Transfair. Kaffee – Wissenswertes. Und: Daten der International Coffee Organisation. www.fairtrade-deutschland.de, 2009
[1] Hoffmann I: Ernährungsempfehlungen und Ernährungsweisen – Auswirkungen auf Gesundheit, Umwelt und Gesellschaft, Habilitationsschrift, Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement der Universität Gießen, 2002
[2] GEMIS – Globales Emissions-Modell integrierter Systeme, 4.5, www.gemis.de, 2009
[3] Wiegmann K, Eberle U, Fritsche U, Hünecke K: Umweltauswirkungen von Ernährung – Stoffstromanalysen und Szenarien. BMBF-Forschungsprojekt „Ernährungswende“, Diskussionspapier Nr. 7., Öko-Institut, Darmstadt/Hamburg, 2005
[1] Jungbluth N: Umweltfolgen des Nahrungsmittelkonsums – Beurteilung von Produktmerkmalen auf Grundlage einer modularen Ökobilanz, Verlag dissertation.de, (elektronischer Anhang), Berlin, 2000
[2] Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Verkehr in Zahlen, Berlin, 1992, 1999
[3] Lauber I, Hoffmann I: Gütertransporte im Zusammenhang mit dem Lebensmittelkonsum in Deutschland. Teil II: Umweltwirkungen anhand ausgewählter Indikatoren, Zschr. Ernährungsökologie 2 (3), 187-193, 2001
EU: Mehr Recycling, weniger Deponierung und Lebensmittelverschwendung (2017)
Im Jahr 2030 soll 70% allen Hausmülls recycelt werden müssen. So steht es in einem Gesetzentwurf, der am Dienstag verabschiedet wurde. Heute liegt der Anteil bei 44%.
Auch die Ablagerung von Abfällen auf Deponien, mit schwerwiegenden Konsequenzen für die Umwelt, soll durch das „Abfallpaket“ auf 5% verringert werden, wie auch die Verschwendung von Lebensmitteln um die Hälfte bis 2030. Das Parlament wird nun die Verhandlungen mit dem Rat aufnehmen.
Zahlen aus dem Jahr 2014 zeigen, dass 44% allen Hausmülls in der EU entweder recycelt oder kompostiert wird. Im Jahr 2004 lag der Anteil bei 31%. Bis 2020 sollen die EU-Mitgliedstaaten mehr als die Hälfte des Mülls recyceln oder kompostieren (Quelle: Eurostat)
„Heute hat das Parlament mit einer sehr großen Mehrheit gezeigt, dass es an den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft glaubt. Wir haben uns entschlossen, die ursprünglichen ehrgeizigen Zielvorgaben für das Recycling und die Deponierung, wie von der EU-Kommission im Jahr 2014 vorgeschlagen, wiederherzustellen“, sagte die Berichterstatterin Simona Bonafè (S&D, IT).
„Der Rohstoffbedarf der Weltwirtschaft könnte in den nächsten 15 Jahren um mehr als 50% steigen. Um das Ruder herumzureißen, müssen wir zu einem zirkulären Entwicklungsmodell übergehen, bei dem die Materialien und ihr Wert so lange wie möglich innerhalb des Wirtschaftssystems in Umlauf gehalten werden. Nur so können wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum vereinbaren“, fügte sie hinzu.
„Wiederverwendung, Recycling und Verwertung werden zu Schlüsselbegriffen, um die herum ein neues Paradigma zur Förderung von Nachhaltigkeit, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit entstehen muss, bei dem der Abfall vom Problem zur Ressource wird“, sagte sie abschließend.
Siedlungsabfälle und Verpackungsabfälle
Bis 2030 soll die Vorbereitung zur Wiederverwendung und das Recycling von Siedlungsabfällen (von Haushalten und Kleinunternehmen) auf mindestens 70 Gewichtsprozent der erzeugten Siedlungsabfälle pro Person erhöht werden. Die EU-Kommission hatte 65% vorgeschlagen.
Für Verpackungsmaterial wie Papier und Pappe, Plastik, Glas, Metall und Holz schlagen die Abgeordneten ein Recyclingziel von 80% bis 2030 vor, mit Zwischenzielen für 2025 für jedes Material.
Abfalldeponien
Der Gesetzentwurf schreibt vor, dass die Mitgliedstaaten alle erforderlichen Maßnahmen treffen müssen, um sicherzustellen, dass die Menge der auf Deponien abgelagerten Siedlungsabfälle bis 2030 auf 10% des gesamten Siedlungsabfallaufkommens verringert wird. Die Abgeordneten wollen dies auf 5% senken, mit der Möglichkeit einer Fristverlängerung von fünf Jahren, wenn ein Land bereits 2013 mehr als 65 % seiner Siedlungsabfälle in Deponien abgelagert hat.
Lebensmittelverschwendung
In Europa werden jedes Jahr geschätzt etwa 89 Millionen Tonnen Nahrungsmittel verschwendet, was einer Menge von 180 kg pro Person entspricht. Die Abgeordneten fordern eine Verringerung der Lebensmittelabfälle in der Union gegenüber dem Stand von 2014 um 30 % bis 2025 und um 50 % bis 2030. Sie wollen ebenfalls eine EU-weite Verringerung der Abfallbelastung der Meere mit den gleichen Zielen durchsetzen.
Die nächsten Schritte
Die vier Berichte, die am Dienstag angenommen wurden, stellen die Verhandlungsposition des Parlaments dar, vor Beginn der Gespräche mit den EU-Ministern, die ihre eigene Position noch nicht festgelegt haben.
Hintergrundinformationen
Im Jahr 2014 haben Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, die Niederlande und Schweden praktisch keinen Hausmüll auf Deponien abgelagert, während Zypern, Kroatien, Griechenland, Lettland und Malta noch mehr als drei Viertel ihrer Siedlungsabfälle auf diese Weise entsorgen.
Obwohl sich die Abfallentsorgung in der EU in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert hat, wird fast ein Drittel der Siedlungsabfälle noch auf Deponien abgelagert, und weniger als die Hälfte wird recycelt oder kompostiert, wobei zwischen den verschiedenen Mitgliedstaaten große Unterschiede bestehen..
Die Verbesserung der Abfallentsorgung könnte Vorteile für die Umwelt, das Klima, die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft bieten. Im Rahmen einer Verlagerung der EU-Politik in Richtung einer Kreislaufwirtschaft hat die EU-Kommission vier Legislativvorschläge zur Einführung neuer Ziele im Bereich der Abfallentsorgung in Bezug auf Wiederverwendung, Recycling und Deponierung vorgelegt.
Die Vorschläge verschärfen ebenfalls die EU-Bestimmungen zur Abfallvermeidung und Ausweitung der Erzeugerhaftung. Sie vereinheitlichen Begriffsbestimmungen, Berichtspflichten und die Berechnungsmethoden für die jeweiligen Ziele.
Quelle Europäisches Parlament 2017
Foto: www.bilder.tibs.at (Dieter Draxl)
VERBRAUCHER INITIATIVE veröffentlicht Magazin zu Produktsiegeln
Die Zahl der Labels auf Produkten steigt beständig. Von „bio“ über „umweltschonend“ oder „fair gehandelt“ machen die Zeichen besondere Eigenschaften von Produkten für Verbraucher sichtbar. Jedoch ist vielen nicht bekannt, was die einzelnen Siegel bedeuten, wer dahinter steckt und wie sie vergeben werden. Die VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. stellt in ihrem Themenheft „Basiswissen Labels“ Zeichen aus verschiedenen Konsumbereichen vor.
„Blauer Engel“, „FSC“, „MSC“: Kaum ein Produkt kommt noch ohne ein oder mehrere Labels aus. Die Bildzeichen auf Produkten oder zu Dienstleistungen liefern in der Regel Zusatzinformationen, die nicht bekannt und von außen nicht ersichtlich sind. Damit können sie eine wertvolle Hilfe bei der Kaufentscheidung sein. Vorausgesetzt, Verbrauchern ist bekannt, wofür die Zeichen stehen und ob sie vertrauenswürdig sind. Doch das ist oft gar nicht so einfach. Denn angesichts von über 1.000 Produktzeichen in Deutschland kann es schnell passieren, dass Verbraucher den Überblick verlieren, bestimmte Labels nicht einordnen können oder die Zeichen verwechseln.
Um Verbrauchern Orientierung in der Label-Vielfalt zu geben, hat die VERBRAUCHER INITIATIVE ein Themenheft mit dem Titel „Basiswissen Labels“ herausgebracht. Darin finden sich Beschreibungen und Bewertungen zu zahlreichen Labels, unterteilt nach Kategorien wie Lebensmittel, Leben und Arbeiten, Kosmetik und Kleidung.
Weitere Informationen zu Produkt- und Dienstleistungssiegeln bietet die VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. seit dem Jahr 2000 unter www.label-online.de. In Europas größter Label-Datenbank finden Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit Beschreibungen und Bewertungen von über 650 Zeichen in 16 Kategorien. Eine kostenlose Label-App ermöglicht den bequemen Zugriff unterwegs. Es gibt sie für alle gängigen Betriebssysteme.
Basiswissen Labels – Das 24-seitige Heft können Sie für 2,00 Euro (zzgl. Versand) online bestellen | oder hier downloaden!
Es gibt viele Gründe für Verbraucher, auf Labels und Gütesiegel zu achten, denn sie liefern nützliche Zusatzinformationen zu Produkten oder Dienstleistungen. Doch angesichts von über 1.000 Produktzeichen in Deutschland kann man schnell den Überblick verliert. In diesem Heft stellen wir Ihnen eine Auswahl an Labels vor, die häufig in Deutschland vorkommen. Für die Bereiche Lebensmittel, Arbeiten und Wohnen, Kleidung und Textilien sowie Kosmetik erhalten Sie so eine Orientierung beim Einkauf.(24 Seiten Januar 2017)
Die App finden Sie hier zum kostenlosen Download:
- Für Android
- Für iOS
- Für Windows
Quelle Die VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. (Bundesverband) 2017
Wie viel Internet verträgt mein Leben ?
(Vermächtnis Studie 2016, Zeit Nr 64)
Diese Studie ermöglicht den Vergleich dreier Dimensionen. Die Menschen wurden gefragt, wie sie heute leben, wie die nachfolgenden Generationen leben sollen und wie das Leben aus der Sicht der Befragten in Zukunft tatsächlich sein wird.
Der Vergleich zeigt auch zum einen, was die Menschen aus ihrem heutigen Leben an die folgenden Generationen weitergeben möchten – ihr Vermächtnis. Zum anderen kann man erfahren, was die Menschen erwarten.
Abb zeigt einen Auszug der Ergebnisse:
Bild: www.bilder.tibs.at (Nadine Rinner)
Zukunftstrend 1
Steigendes Gesundheitsbewusstsein
Eigenverantwortlich und aktiv wollen Konsumenten durch Ernährung das eigene Wohlbefinden steigern. Sie wählen Nahrungsmittel aus, die zu ihren Bedürfnissen passen.
Functional Food
Gesünder, schöner, leistungsfähiger – diese drei Attribute beschreiben, was Function Food aus dem Menschen machen will. Es gebe einen ganz klaren Trend zu mehr Ergänzungsmitteln, sagt der Trendforscher Sven Gabor Janszky aus Leipzig. Er geht davon aus, dass es in ein paar Jahren zBsp, Joghurt geben wird, das verspricht, den Körper für die nächsten paar Stunden leistungsfähiger zu machen. Und Drinks, die einen kreativer machen sollen. Energydrinks oder Anti-Aging-Drinks sind Beispiele für Functional Food, die es heute schon gibt. Wie denkst du darüber ?
Zukunftstrend 2
Wachsendes Bewusstsein für das Essen
Gründe sind persönlich, sozial, ökonomisch und ökologisch motiviert. Ernährung und die eigene Verantwortung für die Welt hängen zusammen.
Urban Gardening
Immer mehr Menschen in der Stadt bauen in Zukunft wieder selber an, glaubt Szenarienentwickler Christian Schindler. Schon jetzt mieten einige Städter eine Parzelle, wo die ihre eigenen Karotten, Kohlköpfe und Co züchten können. Das Urban Gardening gibt es auch als Gemeinschaftsprojekte, in denen brachliegende Flächen in der Stadt in Gärten umgewandelt werden (Bsp. Prinzessinnengarten inmitten von Berlin-Kreuzberg)
Wie denkst du darüber ?
Zukunftstrend 3
Nahrung ist Träger einer Botschaft
Konsumenten fordern zunehmend Informationen über Lebensmittel. Wenn diese attraktiv sind, verbindet das den Konsumenten mit dem Produkt.
Verpackungsdesign
In Zukunft werde das Design von Lebensmittelverpackungen eine noch größere Rolle spielen, sagt Szenarien-Entwickler Schindler. Insbesondere die Lebensmittelindustrie habe großes Interesse daran. Denn über das Produktdesign werde ein bestimmtes Image transportiert. Ein gutes Design könne dazu beitragen, das Produkt teurer zu verkaufen. Was hältst du von möglichen Täuschungsmanövern seitens der Lebensmittelindustrie?
Zukunftstrend 4
High-Tech-Welt
Nahrung und Nahrungsaufnahme wird immer mehr Bestandteil der vernetzten Welt und eröffnen dem Konsumenten neue Perspektiven auch in Bezug auf seine Ernährung
Elektronische Assistenzsysteme
In Zukunft könnten Smartphone, Tablet und andere elektronische Geräte Auskunft darüber geben, was der Nutzer essen sollte. Sie messen, was dem Körper fehlt, und geben Tipps, mit welchen Lebensmitteln das Manko ausgeglichen werden kann, beschreibt der Trendforscher Jansky. Und er geht noch weiter. Künftig hat vielleicht auch der Herd etwas zu sagen: Er kann zum Beispiel Hinweise darauf geben, was der erwartete Besuch gerne mag – wenn dieser vorab über eine entsprechende Software seine Essensvorlieben vermerkt hat.
Wie denkst du darüber ?
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Think GLOBAL EAT LOCAL
Der Utopia Saisonkalender
Foto: www.bilder.tibs.at